(Hinweis: Zu den farbig unterlegten Links im folgenden Text können kleine Ausschnitte von unseren
Musikproben im mp3-Format je nach Browser-Einstellung und Leitungs-Kapazität online angehört oder
heruntergeladen werden. Im Zweifelsfall vorsichtshalber eher die rechte Maustaste benutzen ;-)
An einem schönen Sommermorgen finden die Badegäste morgens die Schwimmbadtüren verschlossen,
ihr stark sanierungsbedürftiges Freibad wurde von Amts wegen geschlossen: Die Stadt ist pleite.
Die Bademeister, über Handy verständigt, verlassen verwundert das Schwimmbad.
Doch die aus dem prallen Leben gegriffene bunte Mischung von Berlinern lässt sich von diesem
Verbotsschild nicht von seinen Gewohnheiten abbringen, ignoriert einfach die Schließung und
- geht baden!
Im Verlauf eines turbulenten Tages spielen sich auf der Liegewiese des Freibads
die unterschiedlichsten Szenen ab, finden und trennen sich die verschiedenen Paare:
Der schüchterne arbeitslose Akademiker Alex findet Gefallen an einem hübschen
Au-pair-Mädchen aus Weißrussland. Dummerweise sucht Jessica aber einen reichen,
älteren Mann, den sie heiraten möchte, um der Tristesse in ihrer Heimat dauerhaft zu entkommen.
Walter, der einzige dafür in Frage kommende Mann im Freibad, ist mit einer
frühpensionierten Lehrerin verheiratet, mit der zusammen er fast alles besser weiß.
Ingela ihrerseits verguckt sich in den Leutnant der Reserve Markus Meier,
einen pensonierten Bundeswehrangehörigen, der als einziger Badegast einem jungen türkischen
Mann dazu gratuliert, dass er sich mit einer Arbeit als Reinigungsfachkraft selbständig
gemacht hat. Dies wiederum empfindet Sandra, die Freundin von Ergün,
die eine Arbeitslosen-Selbsthilfegruppe gegründet hat, als Verrat an ihrer gemeinsamen Sache.
Ergün ist im übrigen mit einer anderen Frau verheiratet, die aber im Verlauf des Stücks
nicht auftaucht. Sandras Sohn Lutz aus einer früheren Beziehung versucht sich ebenfalls
als Selbständiger, allerdings in eher dubiosen Geschäften. Dabei ermöglicht es seine
kleinkriminelle Erfahrung allen Badegästen, das Tor der Badeanstalt zu überwinden.
Nur Leo, der kindlich-naive obdachlose Bewohner des Schwimmbeckens, ist bereits
in der Badeanstalt und verliebt sich in die ebenfalls obdachlose Lea, die sich
mit kleinen Diebstählen über Wasser hält und mit ihren blumigen Geschichten nervt und amüsiert.
Bei einem ihrer Diebstähle entdeckt sie bei John, einem lebensmüden Geschäfts- und
Lebemann, eine Pistole, mit der dieser russisches Roulette spielen will. Doch Alex,
Johns schüchterner Freund, nimmt John das Versprechen ab, sein Vorhaben erst dann zu starten,
wenn er sein Leben am Abend noch immer nicht lebenswert findet. Auch Jessica wettet mit ihrer
Freundin Kati, einer Krankenschwester in Ausbildung, dass diese noch an diesem Abend
einen Freund gefunden hat...
Auch in diesem Theaterstück des Grips-Theaters ist eine Beschreibung unterschiedlicher
menschlicher Charaktere, ein Stück Gesellschaftskritik und eine Analyse der aktuellen
politischen Situation enthalten: Die Akteure sind Menschen wie Du und ich, keine Helden,
und eher in ihre persönlichen Probleme verstrickt als über ihnen stehend. Es kommt zu
Annäherungen, Auseinandersetzungen und Reibungen zwischen den verschiedenen Badegästen
mit ihrem unterschiedlichen gesellschaftlichen Status: Rentner und Jugendliche, Männer und Frauen,
Reiche und Arme, Arbeitslose und Schwarzarbeiter. Trotz allem ziehen sich Optimismus und
Lebensfreude wie ein roter Faden durch das Stück. Bei allen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten
stellen die Beteiligten doch fest, dass sie sich immer wieder über Einiges gemeinsam freuen können:
ein überstandenes Unwetter, übers Ohr gehauene Polizisten und Bademeister, ein im Freibad
aufgefundenes verlassenes Baby, um das sich jemand kümmern und Verantwortung übernehmen muß.
In diesem Sinne singen Leo und Lea am Schluß trotz allen Widrigkeiten: "Das Leben ist schön!"